1896 bis 1934

Mit der voranschreitenden Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wanderten zunehmend katholische Arbeitskräfte mit ihren Familien nach Sachsen ein. Es entstanden zahlreiche neue Seelsorgestellen. Ein starkes Vereinsleben und ein gut ausgebildetes Pressewesen trugen viel zum Zusammenhalt der Katholiken bei.

Die Betreuung der Katholiken des Gebietes um Dippoldiswalde erfolgte durch den Pfarrer von Deuben (Freital), wo bereits 1896 eine katholische Gemeinde entstanden war. Immer dringender wurde es notwendig, auch im Dippoldiswalder Raum Religionsunterricht abzuhalten und Möglichkeiten zu einem relativ ortsnahen Gottesdienstbesuch zu schaffen. Aufgrund der großen Entfernungen und aus Kostengründen war der Gottesdienstbesuch in Deuben für viele Katholiken aus Dippoldiswalde und Umgebung (z. B.: Höckendorf, Reichstädt, Reinhardtsgrimma, Sadisdorf, Seifersdorf, Schmiedeberg, Kipsdorf usw.) äußerst schwierig, sehr kostspielig und nur selten möglich.

Kurzzeitig wurde in Dippoldiswalde im „Gasthaus zur Sonne“ Religionsunterricht erteilt, musste dann aber wieder abgebrochen werden, da einflussreiche Bürger dies untersagten. In Schmiedeberg wurde seit 1905 Religionsunterricht erteilt, zunächst in der Schule, dann im Gasthaus.

Ab 04.02.1913 wurde nach Anträgen des Apostolischen Vikariates an das Kultusministerium wurde bis zu sechsmal jährlich katholischer Gottesdienst in Schmiedeberg genehmigt, der jedoch jedes Mal unter Angabe von Ort und Zeit der Amtshauptmannschaft rechtzeitig gemeldet werden musste. Wöchentlich einmal war katholischer Religionsunterricht in Schmiedeberg und Glashütte möglich. Außerdem war ab 1913 gelegentlich Missionsgottesdienst in Kipsdorf möglich.

Diesen Anträgen vorausgegangen waren Absprachen des Deubener katholischen Pfarrers mit dem Superintendenten von Dippoldiswalde zur Nutzung der Nicolaikirche für katholischen Gottesdienst. Aufgrund des Widerstandes einiger Vertreter der Öffentlichkeit wurde dieser Antrag jedoch zurückgenommen.

Auch während des 1. Weltkrieges konnte sechsmal jährlich Gottesdienst in Schmiedeberg gefeiert werden.

Durch die neue Reichsverfassung und die Beendigung der Monarchie nach dem Ende des ersten Weltkrieges konnten kirchenaufsichtliche Beschränkungen beseitigt werden.

Ab 1923 bis 1925 war monatlicher Gottesdienst im Schmiedeberger Gasthof möglich.

Am 28.04.1919 wurde vom Apostolischen Vikariat ein Antrag zur Errichtung einer katholischen Seelsorgestelle in Dippoldiswalde an das Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht gestellt. Darin wird das Ministerium ersucht, dies in der Weise zu genehmigen, dass beim Pfarramt Deuben eine Kaplanstelle errichtet wird, deren Inhaber seinen ständigen Sitz in Dippoldiswalde nehmen und die geistliche Betreuung der Katholiken der Amtshauptmannschaft absichern soll. Der Fabrikbesitzer Heinrich Blanke hatte damals die kostenlose Benutzung des Saales in dem in seinem Besitz befindlichen Huthaus als Gottesdienstraum angeboten und wollte dem Seelsorger im daneben stehenden Haus unentgeltlich eine Wohnung zur Verfügung stellen.

Am 31.07.1919 genehmigt das Ministerium aufgrund von § 29 des Gesetzes vom 23.08.1876 die Einrichtung einer katholischen Seelsorgestelle in Dippoldiswalde entsprechend den im Antrag genannten Maßgaben (Kaplanstelle in voller Abhängigkeit zum katholischen Pfarramt Deuben).

1923 erfolgte die Gründung eines katholischen Vereins in Dippoldiswalde, dem viele Müllerschüler angehörten. Vereinsvorsitzender war Fabrikbesitzer Heinrich Blanke.

1924 wurde das 1. Stiftungsfest des katholischen Vereins gefeiert. Am Nachmittagsgottesdienst nahmen mehr als 100 Personen teil. Die Hauptansprache zu den Feierlichkeiten hielt Prälat Feßler (damals zweiter Pfarrer von Deuben, der auch für das Gebiet um Dippoldiswalde/Osterzgebirge zuständig war). Der Müllerschüler Erling gab dabei im Namen der katholischen Müllerschüler das Gelöbnis ab, den Grundstein für eine katholische Gemeinde in Dippoldiswalde bilden zu wollen.

Begünstigt durch den Zuwachs an Katholiken wurde es möglich, ab 1924 in Dippoldiswalde monatlich einmal Gottesdienst im Gasthaus „Zum goldenen Stern“ zu feiern.

1925 konnte Msgr. Franz Feßler mit Hilfe des Ehepaars Schlegel in Kipsdorf die dortige alte Karbidgasanstalt kaufen. Aus dieser errichtete man durch zunächst geringfügige Umbauten eine Kapelle, die am Nachmittag des 19.07.1925 durch Msgr. Feßler benediziert wurde (Kapelle „Maria im Gebirge“).

Mit der Einweihung der Kipsdorfer Kapelle wurde der Gottesdienst in Schmiedeberg aufgegeben.