Umbau 2009
1959 wurde unsere Pfarrkirche geweiht. Drei Jahre später begann das II. Vatikanische Konzil. Die „Frucht“ der ersten Sitzungsperiode (Ende 1962) war die „liturgische Konstitution“, die Wege für eine Erneuerung der Liturgie eröffnete. Diese Erneuerung ermöglichte nun neben der bisher lateinischen auch die jeweilige Landessprache im Gottesdienst zu nutzen. Der Altarraum jeder Kirche sollte in Zukunft für jedermann erkennbar „drei Orte“ ausweisen, an denen die Liturgie stattfindet: a) das Lesepult (Ambo) als Ort des Wortgottesdienstes und der Verkündigung; b) den Altar (Tisch des Herrn) als Ort der Feier des eucharistischen Mahles und c) den Priestersitz, von dem aus der Gemeindevorsteher (Priester/Pfarrer) den Gottesdienst leitet. Von nun an war es möglich und auch wünschenswert, den Altar zu „drehen“ und ihn so weit wie möglich an das Volk Gottes, die Gemeinde, heranzustellen, so dass der Priester bei der Gottesdienstfeier der Gemeinde nicht mehr, wie früher, den Rücken, sondern jetzt sein Gesicht zuwenden sollte.
Aus heutiger Sicht könnte man salopp sagen, unsere Pfarrkirche ist drei Jahre zu zeitig fertig geworden. Daher konnte der Architekt in seiner Planung die liturgischen Neuerungen des Konzils nicht berücksichtigen. Demzufolge wurde die Kirche nach den damals gültigen liturgischen Richtlinien konzipiert: Der Altar steht an der Ost-Wand der Kirche. Der Priester feiert mit dem Rücken zur Gemeinde den Gottesdienst. Die „Kommunionbank“ war nicht nur der Ort für den Empfang der Kommunion, sondern manchmal auch eine imaginäre Trennlinie zwischen Altar- und Gemeinderaum.
Seit dem letzten Konzil gab es mehrere Anläufe, den Altarraum unserer Kirche nach den Vorgaben des Konzils umzugestalten. Es blieb über viele Jahre ein Provisorium (Holzaltar), das auf Dauer nicht überzeugen konnte. So stellte sich zu Beginn der für das 50-jährige Kirchweihjubiläum geplanten Renovierung die eingangs gestellte Frage erneut: Jetzt oder nie? Der Pfarrgemeinderat entschied sich für das „Jetzt“, d. h. für den Umbau des Altarraumes nach der Vorgabe des Konzils.
Zwei „Zufälle“ haben das Baugeschehen mitbestimmt. Die kath. Kirche in Seifhennersdorf (Lausitz) musste im vergangenen Herbst aus baulichen Gründen geschlossen werden. Mit Recht fragte sich die dortige Gemeinde, was wird aus den Andachtsgegenständen, die in den letzten Jahrzehnten der Gemeinde lieb und kostbar geworden waren? Sollen sie jetzt einfach „entsorgt“ werden? Ja, darf man das überhaupt? Zusammen mit dem Architekten, Herrn Schölzel, haben wir beschlossen, das Kreuz (an der Wand im Altarraum), den Taufstein (in unserer Kirche gab es bisher noch keinen), ein Buntglasfenster (es dient als Trennwand für eine Antonius-„Kapelle“) und die Kerzenleuchter nach Dippoldiswalde zu holen und diese Gegen stände in die neue Konzeption unserer Kirche einzupassen.
Der zweite Zufall ereignete sich in Form einer Fax-Nachricht, die sagte, dass die Gemeinde in Loikum im Besitz eines Reliquiars mit kleinen Knochen-Teilchen des Bruders Konrad ist, aber keine Verwendung dafür hat, weil die Gemeinde einen anderen Heiligen als Patron verehrt. Man suchte eine Konradsgemeinde, die Interesse an diesem Reliquiar hat. Seit Jahresbeginn steht es für unsere Gemeinde zur Verfügung und hat nun auf dem Seitenaltar unter der Figur des Bruder Konrad in einer Vitrine einen würdigen Platz gefunden.
Den Gemeinden in Seifhennersdorf (Pfr. Bertram Wolf) und Loikum (Pfr. Franz-Josef Pail) sei an dieser Stelle für die Überlassung der Kultgegenstände und des Reliquiars herzlich gedankt.
(Pfr. E.Wagner)